In ganz Deutschland setzen schon über 3370 unterzeichnende Kultur- und Kunstinstitutionen mit zahlreichen Künstler*innen und Kulturaktiven im Rahmen von ERKLÄRUNGEN DER VIELEN ein gemeinsames Signal – für eine offene Gesellschaft, die Fortentwicklung ihrer demokratischen Gestaltung in Respekt, Vielfalt und Toleranz sowie gegen Rassismus, Diskriminierung und rechts-nationalen Autoritarismus.
Die bundesweite Kampagne tritt gemeinsam für eine gerechte, offene, diverse und solidarische Gesellschaft ein und setzt ein deutliches Zeichen gegen rechte Strömungen und deren versuchte Einflussnahme auf die Kunst.
Initiator ist der in Berlin gegründeten Verein DIE VIELEN e.V., der mit der Erklärung den Zusammenhalt in Kunst und Kultur als Teil der Zivilgesellschaft gegen rechtspopulistische sowie völkisch-nationale Strömungen deutlich artikulieren will.
Die Schmidt-Geschäftsführer*innen Corny Littmann, Tessa Aust und Hannes Vater gehören zu den Erstunterzeichnenden der HAMBURGER ERKLÄRUNG DER VIELEN: „Das Schmidt Theater hat die ERKLÄRUNG DER VIELEN unterzeichnet, weil Vielfalt und Toleranz unverzichtbare Werte unserer Gesellschaft und unserer Arbeit sind. Wer immer das infrage stellt, kann mit unserem erbitterten Widerstand rechnen“, sagt Corny Littmann.
HAMBURGER ERKLÄRUNG DER VIELEN
Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt
In Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Kunstschaffende. Als Kulturschaffende in Deutschland tragen wir deshalb eine besondere Verantwortung.
Heute begreifen wir die Kunst- und Kultureinrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!
Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteur*innen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte und nationalistische Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur.
Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kulturschaffenden, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.
Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind Alltag. Die extreme Rechte ist ein Symptom davon. Dieses Bündnis will nicht nur Symptome bekämpfen, sondern in die Tiefe wirken. Wir setzen uns deswegen mit den eigenen Strukturen auseinander und stellen diese zur Verhandlung. Wir müssen die Kunst- und Kulturräume sowie unsere Gesellschaft öffnen, damit wir wirklich Viele werden!
Wir als Unterzeichnende der Hamburger Theater, Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessenverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung.
- Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über Strategien, die die Gesellschaft der Vielen angreifen. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln.
- Wir, die Unterzeichnenden, bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.
- Wir, die Unterzeichnenden, wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
- Wir, die Unterzeichnenden, verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch rechte Ideologien immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.
Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!
Selbstverpflichtung – Hamburger Erklärung
- Als Unterzeichner*innen sind ausschließlich Kultureinrichtungen, Kunstinstitutionen, Theater, Museen und ihre Interessenvertretungen oder Verbände angefragt.
- Mit der Unterzeichnung erklären sich die Leitungspersonen oder das Leitungsteam bereit, den Text der Erklärung innerhalb der eigenen Organisation unter Mitarbeiter*innen, Ensemblemitgliedern, Kurator*innen, Publikum und Besucher*innen bekannt zu machen und zur Diskussion zu stellen.
- Die Erklärung wird auf der Internetseite, im Programmheft, als Aushang im Foyer uvm. veröffentlicht.
- Die unterzeichnenden Kultureinrichtungen werden auf der Homepage www.dievielen.de sichtbar gemacht. Eine Verlinkung ist gewünscht.
- Die golden–glitzernde Rettungsdecke, das Symbol der Vielen, soll je nach Corporate Design der Einrichtung
Anwendung im Zusammenhang mit der Erklärung finden – ob als Layout-Hintergrund, als Icon oder golden-glänzend hinterlegte Schrift (Tool-Kit wird bereitgestellt). - Die Unterzeichnenden bereiten Informationsveranstaltungen, Gespräche und Aktivitäten im Sinne der vier
Handlungsebenen der Erklärung vor, die Termine werden gemeinsam über www.dievielen.de kommuniziert. - Im Rahmen der eigenen Pressearbeit und einer zentralen Pressekonferenz werden die Erklärung und die Kampagne mit Stichtag zum 9. November veröffentlicht. Aktionen zum Kampagnenstart wie das Hissen der goldenen Rettungsdecken an den Kulturorten, erste Informationsveranstaltungen, Lesungen uvm. werden selbstständig realisiert und gemeinsam koordiniert.
- Die Kampagne zur Erklärung der Vielen hat einen regionalen Charakter und wird über regionale Zusammenschlüsse von Kultureinrichtungen als „Hamburger, Kölner, Dresdener uvm. Erklärung der Vielen“ bundesweit verbreitet.
- Neben den unterzeichnenden Kultureinrichtungen können ab dem Tag der Erstveröffentlichung in einer Region (Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Dresden zum 9. November 2018) auch Einzelpersonen und Künstler*innengruppen ihre Zustimmung als Unterstützende per Mail an unterstuetzung@dievielen.de erklären. (Kultureinrichtungen können sich als Unterzeichnende natürlich auch noch nach dem 9. November mit der Erklärung verbinden unter erklaerung@dievielen.de.)
- Die unterzeichnenden Einrichtungen beteiligen sich aktiv an einer bundesweiten Kampagne mit Aktionstagen, Dialogforen und der Mobilisierung zu einer „Glänzenden Demonstration der Kunst und Kultur – Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!“ in Berlin zum Mai 2019 (voraussichtlich Samstag, den 11. Mai 2019).
- Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu gegenseitiger Solidarität mit Kultureinrichtungen und Akteur*innen der Künste, die durch Hetze und Eingriffe in die Freiheit der Kunst unter Druck gesetzt werden.
- Die Unterzeichnenden bleiben durch regelmäßige Treffen im Austausch miteinander. Sie verpflichten sich außerdem zu einer kritischen Überprüfung der Ausschlussmechanismen und zur Stärkung der Diversität im eigenen Arbeitsumfeld sowie im Zusammenschluss der Vielen.